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4 Minuten Lesezeit

Wieviel innere Stärke besitzen Sie?

Wenn wir mit Widerständen konfrontiert sind, wenn wir etwas durchhalten wollen, dann wünschen wir sie uns ganz besonders, die innere Stärke. Den Sport diszipliniert durchziehen, jemandem die Stirn bieten, in einer nervlich aufreibenden Situation handlungsfähig bleiben, all das braucht diese ureigene innere Stärke.

Innere Stärke oder auch Ich-Stärke ist keine Eigenschaft, sondern ein Sammelbegriff für unterschiedliche Komponenten. Wer mehr innere Stärke entwickeln will, achtet auf diese 5 zentralen Faktoren!

Für einen ersten Überblick:

  1. Das Selbstwertgefühl

    Unser Selbstwertgefühl beeinflusst, wie wir uns selbst sehen, wie wir mit Herausforderungen umgehen oder wie wir mit anderen umgehen oder mit uns umgehen lassen.


  2. Die Emotionsregulierung

    Emotionsregulation ermöglicht es uns, beispielsweise bei Stress oder Ärger, diese Emotionen zu kontrollieren und konstruktive Lösungen zu finden, d.h. sich selbst zu beruhigen, statt jemanden anzubrüllen.


  3. Die Selbstwirksamkeit

    Das Erleben von Selbstwirksamkeit geht einher mit der Erfahrung, Probleme lösen zu können. Je häufiger wir uns als selbstwirksam wahrnehmen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns auch zukünftig auf Herausforderungen einlassen und davon ausgehen, dass wir schwierige Phasen durchstehen.


  4. Die Wahrnehmung/ Achtung eigener Bedürfnisse

    Das klingt so selbstverständlich, aber viele Menschen nehmen eigene Bedürfnisse nicht so wirklich wahr und achten zu wenig auf sich. Immer ist irgendwas oder irgendwer gerade wichtiger. Das birgt natürlich Risiken.


  5. Reflexionsvermögen und Kritikfähigkeit

    Wer sich selbst reflektieren kann, ist in der Lage die eigene Denkweise oder Verhaltensmuster zu hinterfragen, eigene Werte und Ziele zu überdenken. Bei Kritikfähigkeit gelingt es uns, konstruktives Feedback von anderen anzunehmen, das wiederum zu reflektieren und uns so weiterzuentwickeln.

Nein, denn wir können zum einen in den fünf Aspekten unterschiedlich stark sein.
Jemand kann sich vielleicht ausgesprochen gut reflektieren, hat aber ein geringes Selbstwertgefühl.
Wir können aber auch bezüglich einer Komponente immer stark gewesen sein, beispielsweise in der Selbstwirksamkeit und uns dann, durch eine einschneidende Erfahrung plötzlich hilflos und ausgeliefert fühlen.

Oder auch anders herum, wir denken etwas nicht schaffen zu können und wachsen dann über uns selbst hinaus.
Die innere Stärke ist also keine feste Größe, sondern variabel und beeinflussbar!

  1. Das Selbstwertgefühl

    Wenn jemand häufiger das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein – nicht gut genug für etwas oder jemanden, dann ist das ein Hinweis. Ich persönlich kenne niemanden, der in Bezug auf sein Selbstwertgefühl nicht verwundbar wäre. Oft sind das Kleinigkeiten, weniger Aufmerksamkeit vom Partner, für die anspruchsvolle Präsentation wird ein Kollege angefragt. Man muss nicht gerade verlassen worden sein oder beruflich eine Niederlage erlebt haben, am Selbstwertgefühl können wir alle eigentlich ständig arbeiten!

  2. Die Emotionsregulierung

    Wenn jemand sich den eigenen Gefühlen oft ausgeliefert fühlt, sich aufregt und nicht gut wieder runterkommt oder impulsiv und unkontrolliert reagiert, dann wird die Emotionsregulation ein Thema sein!

  3. Die Selbstwirksamkeit

    Wenn die Selbstwirksamkeitserwartung gering ist, dann haben wir beispielsweise Angst vor einer Veränderung, weil wir befürchten dem nicht gewachsen zu sein. Wir vermeiden es lieber uns anspruchsvolle Ziele zu setzen, weil wir daran zweifeln, erfolgreich zu sein. Bei Herausforderungen geben wir schneller auf, weil wir davon ausgehen, dass sich vermehrter Einsatz ohnehin nicht lohnt. Trauen Sie sich etwas zu und bleiben auch bei Rückschlägen dran?

  4. Die Wahrnehmung/ Achtung eigener Bedürfnisse

    Wer Symptome des Ausgebranntseins wahrnimmt, wer sich psychisch und körperlich in keinem guten Zustand befindet, der kann für sich prüfen, wie es mit der Selbstwahrnehmung aussieht und ob man eigene Bedürfnisse häufig wegdrängt. Beim Burnout ist das beispielsweise das erste, was man wieder lernen muss, mit sich selbst in Kontakt zu kommen.

  5. Reflexionsvermögen und Kritikfähigkeit

    Wenn jemand Schwierigkeiten hat, eigene Stärken und Schwächen zu benennen, wenn jemand berechtigte Kritik nicht annehmen kann oder jemand sich in immer denselben Verhaltensschleifen mit immer denselben Resultaten wiederfindet, dann könnte es seine, dass das Reflexionsvermögen wenig geschult ist.

Jetzt ist Ihr Reflexionsvermögen gefragt:

Vielleicht stecken Sie auch in einer Situation, in der Sie gar nicht lange überlegen müssen, weil Sie genau spüren, in welchem Bereich die innere Stärke gerade fehlt.

Wenn Sie Ihre innere Stärke trainieren wollen, dann tun Sie das am besten situationsbezogen.
Innere Stärke wächst an Herausforderungen!

Dazu braucht es aber keine großen Krisen, kleinere Ansatzpunkte bieten sich – das kann ich Ihnen aus persönlicher Erfahrung sagen- nahezu täglich:

Tipp 1: Wenn Sie Ihr Selbstwertgefühl stärken wollen!

Sich selbst so anzunehmen, wie man ist und sich nicht vom Zuspruch anderer abhängig zu machen, ist eins der größten Lernfelder für uns. Ich würde an dieser Stelle gerne eine Art „Mantra“ mit Ihnen teilen:
Könnte es sein, dass ich gut genug bin?

Diesen wunderbaren Satz habe ich vor kurzem in einem Interview mit Selena Gomez gehört. Das ist eine junge, sehr erfolgreiche amerikanische Sängerin und Schauspielerin. Sie erzählte von ihren großen psychischen Problemen und der Rolle, die Bewertungen von anderen dabei spielen. Sie wurde bei Instagram von negativen Kommentaren traktiert, abwechselnd war sie mal zu dick, dann zu dünn, dann war irgendetwas anderes an ihr nicht in Ordnung.
Und dann hat sie diesen Satz für sich formuliert: Könnte es sein, dass ich einfach gut genug bin?

In der nächsten Situation, in der Sie sich verunsichert fühlen, versuchen Sie es mal mit dieser Einladung zur Neubetrachtung Ihrer selbst:

Könnte es sein, dass Sie gut genug sind?

Den Satz können Sie natürlich anpassen für sich!

Tipp 2: Wenn Sie eine zuverlässige Emotionsregulierung erreichen wollen!

Bei starken negativen Gefühlen, wie Ärger oder Wut vergrößern Sie den zeitlichen Abstand zwischen dem Moment der Auslösung und Ihrer Reaktion.

Beispiele:

Wenn ich anfange, mich beim Autofahren über andere Fahrer aufzuregen, dann weiß ich, dass ich energetisch gerade sehr hochtourig fahre und angespannt bin. Vielleicht kennen Sie auch solche Situationen. Ich regele mich dann mit tiefer, langsamer Atmung wieder runter; das funktioniert auch direkt. Diesen Mechanismus kann man regelrecht einüben und hat ihn dann auch für andere Situationen parat.


Tipp 3: Wenn Sie mehr Selbstwirksamkeit erleben wollen, mehr Selbstvertrauen!


Wenn unsere Selbstwirksamkeitserwartung nicht gut ausgeprägt ist, dann haben wir vielleicht schon als Kinder Situationen erlebt, in denen wir nichts ausrichten konnten. Aber auch Erlebnisse im Erwachsenenalter können unser Gefühl für Selbstwirksamkeit angreifen, etwa eine Trennung, die wir auf gar keinen Fall wollten. Oder eine Diagnose, die unser Leben auf den Kopf stellt. Das was hilft, sind gegenteilige Erfahrungen und die Erkenntnis: Ich kann etwas bewirken.

Ich kenne einen jungen, sportlichen Mann mit einer entzündlichen Darmerkrankung. Der konnte sich oft über längere Zeit nicht vom stillen Örtchen wegbewegen und war dadurch beruflich und auch privat natürlich sehr eingeschränkt.
Sein Gefühl selbstwirksam zu sein, lag quasi bei null. Dann hat er schrittweise ausprobiert, was seinen Zustand verbessert. Bei ihm war eine Ernährungsumstellung der Gamechanger:
von fertigen Eiweiß-Shakes zu gut zusammengestellten Mahlzeiten.

Die wirksame Strategie dahinter? Schrittweise ausprobieren, was die Situation verbessert oder wie wir uns in ihr fühlen:

Tipp 4: Wenn Sie eigene Bedürfnisse mehr wahrnehmen und achten wollen!

Es gibt einen Begriff, den man immer häufiger liest: Selbstfürsorge!
Das Wahrnehmen und Verstehen der eigenen Bedürfnisse ist wichtig, wenn wir wollen, dass wir gesund bleiben und es uns gut geht.
Achten Sie auf körperliche, emotionale und mentale Signale, die Ihnen zeigen, dass Sie etwas verändern sollten:

Finden Sie heraus, was Sie brauchen, was Ihnen guttut und dann geben Sie diesen Dingen Priorität. Eine weitere große Herausforderung für viele: eigene Bedürfnisse zu kommunizieren. Offen zu sagen, was wir brauchen, um uns unterstützt zu fühlen, nein zu sagen und Grenzen zu setzen, wenn etwas zu viel wird.
Da hilft nur, sich das immer häufiger zu trauen, bis es selbstverständlich wird.

Tipp 5: Wenn Sie Ihre Selbstreflexion und Kritikfähigkeit stärken wollen!

Jedes Mal wenn wir uns die Zeit nehmen, um über unsere Gedanken, Gefühle oder Handlungen nachzudenken, stärken wir unser Reflexionsvermögen.

Dazu brauchen wir Momente, die uns ganz allein gehören, ein Spaziergang, ein Bad oder eine Runde Tagebuch oder Journal schreiben.

Auch das Feedback von anderen hilft weiter. Im Beruf bekommen manche noch regelmäßig Feedback - zumindest zum Arbeitsverhalten, im privaten Umfeld muss man vielleicht nachfragen.

Das Reflexionsvermögen ist nicht wichtiger als die anderen Komponenten innerer Stärke.
Ein geschwächtes Selbstwertgefühl schmerzt uns viel mehr, als wenn wir nur vermeiden über uns nachzudenken.

Jedoch, erst mit der Fähigkeit eigene Stärken und Schwächen auszuloten, uns selbst zu begegnen, haben wir die Chance uns authentisch zu entwickeln und immer unabhängiger vom Urteil anderer zu werden.

Diesen Blogartikel gibt es hier auch als Video!

Über die Autorin:

Kerstin March ist Diplom-Psychologin, Dozentin und Coach. Sie unterstützt Führungskräfte dabei, wirkungsvoll zu kommunizieren und sich als Führungspersönlichkeit authentisch weiterzuentwickeln. Ihr Blog und die kostenfreien Video-Coachings unterstützen Interessierte dabei, ihren Job mit mehr Kompetenz und Gelassenheit anzugehen!

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