Sich als Frau im männlich dominierten Arbeitsfeld behaupten: Signalisieren Sie Augenhöhe!
Unsere Sozialisation erzeugt deutliche Unterschiede im männlichen und weiblichen Auftreten. Beide Verhaltensmuster in ihrem eigenen System gezeigt - also Frauen und Männer unter sich - werden seltener zu Fehleinschätzungen, fehlender Akzeptanz oder mangelndem Respekt führen. In der Berufswelt treffen Sie als Frau jedoch unter Umständen auf ein Kommunikationsverhalten, das sehr stark von männlichen Ritualen und Gewohnheiten geprägt ist.
Dagegen werden weibliche Verhaltensmuster von männlichen Kollegen und Vorgesetzten oftmals fehlinterpretiert. Ein Lächeln in einer kritischen Situation, das Freundlichkeit oder Entgegenkommen signalisieren soll, wird als fehlende Durchsetzungsfähigkeit oder Konfliktvermeidung wahrgenommen, im besten Fall geht es als Kompromissbereitschaft durch.
So werden Sie vielleicht selbst in einer Auseinandersetzung charmant behandelt, aber nicht so ernst genommen, wie Sie sich das wünschen.
Verschaffen Sie sich Respekt – erweitern Sie Ihr Repertoire an Gesten, Mimik oder anderen non-verbalen Signalen.
Eine rhetorische Geschlechtsangleichung ist hier nicht gemeint, aber es ist sinnvoll zu erkennen, dass bei Mädchen und Jungs während ihrer Sozialisation unterschiedliches Verhalten verstärkt wird. Nicht alles, für das wir als Mädchen in Kindergarten oder Schule gelobt wurden, bringt uns heute in der Businesswelt voran und ist uns nützlich.
Fünf Tipps für die richtigen non-verbalen Botschaften:
Überzeugen Sie sich selbst von der Wirkung!
Tipp 1: Halten Sie Ihren Kopf gerade!
Frauen wird es oft garnicht bewusst, wie häufig sie in Gesprächen ihren Kopf zur Seite neigen. Oft nur ganz minimal, aber genug, um kombiniert mit einem netten Lächeln einen zwar sehr weiblichen, aber auch wenig entschlossenen Eindruck zu machen. Dies mag in einigen Lebenssituation auch seine Vorteile haben; in Situationen, in denen es auf Ihren Standpunkt ankommt, führt es eher zu Missverständnissen.
Denn, sobald Sie Ihren Kopf neigen, schauen Sie Ihren Gesprächspartner von leicht schräg unten an. Ihre Augen befinden sich nicht länger auf gleicher Höhe wie die des Gegenübers. Das kann in Diskussionen oder Verhandlungen leicht so interpretiert werden, dass Sie gerade einknicken, sich doch nicht so ganz trauen oder nicht den Biss haben, dem Anderen gerade und aufrecht in die Augen zu blicken und ihm die Stirn zu bieten.
Gewöhnen Sie sich deshalb langsam, aber stetig an, Ihren Kopf gerade zu halten. Ihr Kopf sollte in der Mitte ruhen.
Tipp 2: Hüten Sie sich vor zu viel Lächeln!
Ein Lächeln ist ein wunderbarer non-verbaler Ausdruck. Ein Lächeln wirkt freundlich und entgegenkommend und es kann das Miteinander - nicht nur im Geschäftsleben - sehr positiv beeinflussen. Es gibt jedoch auch Situationen, da ist es eher unpassend. Verhandeln Sie gerade tough mit einem Kunden und lächeln ihn an, während Sie Ihr letztes Angebot auf den Tisch legen, könnte er denken: „Sie nimmt das eigene Angebot nicht wirklich ernst.“ Oder Sie widersprechen vehement in einer Teamsitzung der geplanten Vorgehensweise, wieder mit einem Lächeln auf den Lippen; bei Ihren Kollegen kommt das möglicherweise so an, als seien Sie sich selbst nicht so ganz sicher, indem was Sie vertreten.
Auch das Lächeln, das den anderen zu einem Gegenlächeln verführen will, möchte damit Verbindung und Harmonie herstellen: „Wir mögen uns doch und sind nett zueinander, oder? In bestimmten Situationen untergraben Sie damit allerdings Ihre Kompetenz, denn Ihre Freundlichkeit wird leicht als fehlende Eigenständigkeit oder auch mangelnde Konfliktfähigkeit wahrgenommen. Sie wirken damit nett aber„harmlos“ auf andere und wenn das nicht Teil einer besonderen Strategie ist, dann lassen Sie es lieber.
Beobachten und kontrollieren Sie deshalb Ihren Drang, wieder und wieder zu lächeln. Ob Sie eine ernste Frage stellen, eine Anweisung erteilen, Ihre Ideen oder Meinung vortragen, einen Einwand vorbringen oder verhandeln – in all diesen Situationen ist ein Lächeln unangebracht. Bleiben Sie ernst in Ihrem Gesichtsausdruck; ihr Mund und Ihre Lippen sind einfach nur entspannt.
Tipp 3: Sitzen Sie in Ihrer Mitte!
Viele Frauen sitzen ihren Vorgesetzten zu verkrampft gegenüber. Oftmals vorne auf der Stuhlkante, wirkt es, als wollte frau gleich wieder aufspringen. Andere dagegen sitzen steif gegen die Rückenlehne gepresst, die Füße brav nebeneinander und die Hände im Schoß liegend. Oder es wird sich ständig in Richtung Vorgesetztem gebeugt, der jedoch dieses non-verbale Signal nicht etwa spiegelt, sondern sich in seinem "Chefsessel" zurücklehnt und so eine gewisse Distanz aufbaut.
Deshalb zeigen Sie Ihre Kompetenz und Ihr Selbstvertrauen auch in Ihrer Sitzhaltung. Sitzen Sie mittig, d.h. in Ihrer Mitte und auf der Mitte des Stuhles. Dabei wird Ihr Gewicht auf beide Po-Hälften und beide Beine verteilt. Lassen Sie Ihre Schultern locker hängen - also nicht nach oben ziehen. Lehnen Sie sich ruhig an den Stuhlrücken mit Ihrem Rücken an, ohne dabei aber einzusacken. Falls der Stuhl über Armstützen verfügt, legen Sie Ihre Hände entspannt darauf ab.
Tipp 4: Wahren Sie im Stehen Abstand!
Im Stehen fällt der Größenunterschied, der oftmals zwischen Mann und Frau existiert, besonders ins Gewicht, d.h. wenn Sie kleiner sind als Ihr Vorgesetzter, müssen Sie zu ihm aufschauen. Ist Ihr Vorgesetzter dagegen kleiner als Sie, blicken Sie auf ihn herab. Beides sind keine guten Voraussetzungen für ein Gespräch auf Augenhöhe bzw. eines, in dem sich beide gut fühlen. Tricksen Sie deshalb geschickt und stellen Sie sich nicht zu dicht vor oder neben Ihren Vorgesetzten.
Falls Sie bezweifeln, dass Größenunterschiede zwischen Frauen und Männern heutzutage noch ins Gewicht fallen, denken Sie nur einmal an Sarkozy, der sogar veranlasste, dass keiner seiner Leibwächter größer sein durfte als er. Seine Frau überragte ihn zwar deutlich, aber sie war schließlich keine Konkurrenz für ihn als Staatsmann. Sie können dagegen durchaus eine latente Bedrohung für Ihren Vorgesetzten oder Kollegen darstellen.
Tipp 5: Reduzieren Sie Ihre Gesten!
Hier ist nicht die lebendige Körpersprache gemeint, die jeden Vortrag wirkungsvoll unterstützen kann. Es geht um Gesten, die Ihre Weiblichkeit betonen sollen und weitgehend unbewusst beispielsweise auch beim Flirten eingesetzt werden: das Spielen mit der Halskette, ein Zurückstreifen der Haare, das Hand-Aufstützen auf der Hüfte, falls Sie gerade stehen.
Man setzt sich „in Szene“. Das mag einigen männlichen Kollegen vielleicht schmeicheln, aber in beruflichen Situationen wirkt es nicht wirklich professionell. Hier sollte Ihre berufliche Kompetenz klar im Vordergrund stehen. Legen Sie sich lieber fachlich ins Zeug!