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Redeangst? Keine Furcht vor Vortrag und Präsentation!

Wenn das öffentliche Sprechen ein Angstgegner für Sie ist, dann erfahren Sie hier, wie Sie Ihrem Auftritt nicht nur sofort mehr Charakter verleihen, sondern sich gleichzeitig auch richtig gut fühlen dabei.

Redeangst kann sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Von eher gering bis wirklich massiv gibt es eine beachtliche Bandbreite!

In meinen Rhetorikseminaren treffe ich auf sehr unterschiedliche Ausgangslagen, manche spüren Redeangst schon beim Moderieren eines Meetings mit nur wenigen Personen, andere erst ab einer Veranstaltung mit hunderten von Teilnehmern.

Einige sind erst kurz vor ihrer Performance richtig angespannt, andere schlafen schon wochenlang vorher schlecht. Aber egal, wo Sie sich selbst da ansiedeln, die Angst ist nicht das wirkliche Problem. Sondern es ist vielmehr das, was Sie sich über die Auswirkungen dieser Angst erzählen:

Beispielsweise:

Mein 1. Tipp für mehr Souveränität setzt genau hier an!

Tipp Nr. 1: Entziehen Sie Ihrer Angst die Aufmerksamkeit!

Das öffentliche Sprechen ist eng verknüpft mit der Angst vor einer Beschädigung unseres Selbstwerts. Wir haben Angst davor uns zu blamieren, andere und auch uns selbst zu enttäuschen und Erwartungen nicht zu erfüllen. Etwa die Erwartung an sich als Personalleiterin, als Geschäftsführer, als Vorgesetzte.

Das führt dazu, dass Sie die möglichen negativen Auswirkungen Ihrer Nervosität gewaltig überschätzen. Denn nur ein Bruchteil Ihrer Anspannung ist wahrnehmbar für andere.

Sie können davon ausgehen, dass Sie immer sicherer wirken, als Sie sich fühlen.

Und - Nervosität macht Sie nicht automatisch inkompetent. Ohne Routine beim redenhalten sind wir alle mehr oder weniger nervös.
Das Gelingen Ihres Vortrags steht und fällt aber nicht mit Ihrer „Coolness“.
Vielmehr ist entscheidend, ob Sie

Und das können Sie auch mit hochroten Wangen, feuchten Händen und anderen Anzeichen von Nervosität erreichen.

Deshalb ist es sehr wirkungsvoll, sich nicht auf seinen emotionalen Zustand zu konzentrieren, sondern alle Aufmerksamkeit auf das Publikum zu lenken.

Und damit machen wir eine Punktlandung beim nächsten Tipp.

Tipp Nr. 2: Konzentrieren Sie sich auf den Mehrwert, den Sie ihrem Publikum bieten werden!


Diese 2. Fokusverschiebung ist der stärkste GAMECHANGER, den ich kenne!

Denn, statt nur darauf zu hoffen, dass nichts schiefgeht, gehen Sie zu Ihrem Vortrag in dem Bewusstsein ein Geschenk dabei zu haben, das Publikum zu bereichern. Das ist im Gegensatz zum Hoffen oder Bangen ein sehr aktiver und kraftvoller Zustand und das werden Sie auch spüren.

Chistoph ist Finanzdienstleister und gibt für seine Kunden 1x jährlich - quasi einen Geschäftsbericht in Redeform. Er hat Sorge, seine Zuhörer zu erschlagen mit den vielen Folien voller Tabellen und Zahlen.

Vielleicht nicht ganz unbegründet. Bilanzen dramaturgisch so aufzubereiten, dass sie zum Krimi werden, ist schon rhetorisches „high end“.
Nein, Spaß beiseite, Zahlen können sehr spannend sein und wer könnte das besser vermitteln als jemand vom Fach. Die Zuhörer werden vorwiegend weder Betriebswirtschaftslehre noch Wirtschaftswissenschaften studiert haben. Christoph könnte - statt bloßer Zahlenkolonnen - seine Expertise im Hinblick auf die Dynamik an den Märkten zur Verfügung stellen. Was passiert da gerade und wie hängt das eine mit dem anderen zusammen?

Er könnte im Vortrag passgenau seine fundierten Hinweise einstreuen. Das wäre hochspannend und die Menschen gingen wirklich schlauer aus seiner Veranstaltung, als sie gekommen sind.

Ein Publikum wird diesen besonderen Service wertschätzen und ob man zwischendurch mal einen Hänger hatte und auf seinen Text gucken musste, ist einfach nicht wichtig.

Der Mehrwert, den Sie schaffen, wiegt immer mehr!


Überlegen Sie doch mal, was Sie Ihrem jeweiligen Publikum anbieten können!

Geza ist Personalleiterin und fürchtet sich vor der anstehenden Mitarbeiterversammlung. Ihr Unternehmen verzeichnet einen sehr hohen Krankenstand, die gesunden Kollegen müssen erhebliche Mehrarbeit leisten und das schon seit geraumer Zeit.

Ihre Mitarbeiter:innen hoffen bei dieser Veranstaltung auf Lösungen zu ihrer Entlastung. Da Geza nur wenig anzubieten hat, hält sie die Enttäuschung der Zuhörer:innen für quasi vorprogrammiert. Negative Erwartungshaltungen können uns natürlich auch Stress bereiten!

Wie könnte sie jetzt trotzdem einen Mehrwert liefern in ihrer Ansprache?

Vielleicht, indem Sie die Karten auf den Tisch legt und auf alles verzichtet, was nach Durchhalteparole klingt oder beschwichtigen soll!

Nach meiner Erfahrung wollen Mitarbeiter nicht beruhigt, sondern gesehen werden. Sie könnte den Mitarbeiter:innen zeigen, dass sie die Situation ernst nimmt. Beispielsweise, indem sie nichts beschönigt, sondern offen umgeht mit den Fakten:

Transparenz und Ehrlichkeit sind in Unternehmen leider keine Selbstverständlichkeit, dabei bedeuten sie Mehrwert, schaffen sogar Vertrauen, vorausgesetzt das Bemühen um Lösungen ist erkennbar.

Noch ein kleiner Exkurs für Personalleiter:innen:

Sie sind in Ihren Unternehmen quasi die Schnittstelle zwischen Geschäftsführung und Mitarbeiterschaft. Egal, was dort „oben“ entschieden wird, Sie sollen es nach „unten" kommunizieren und am besten rhetorisch so verpacken, dass es positiv aufgenommen wird.

Redeangst kann durchaus auch aus einem Rollenkonflikt entstehen!

Sie könnten mit der Geschäftsführung beispielsweise darüber verhandeln, ob diese - statt der Delegation an die Personalleitung - Ihre Entscheidungen selbst kommuniziert. Bei diesem Gespräch könnte auch nochmal ein zusätzlicher Mehrwert in Sachen Offenheit herausspringen und die Beziehung Personalleitung/Geschäftsführung stärken.

Tipp Nr. 2 zahlte auf das Mehrwert-Konto für Ihr Publikum ein. Lenken wir jetzt noch einmal den Blick auf uns selbst.

Jeder bringt etwas Ureigenes mit, nur bleibt das oft auf der Strecke, während man damit beschäftigt ist, keine Füllworte zu benutzen oder seine Körpersprache zu optimieren!

Tipp Nr. 3: Angstfrei sein ist gut, „echt“ sein auf jeden Fall besser!

Es gibt gute Empfehlungen, um Angst in Redesituationen wirkungsvoll zu reduzieren: Top- Vorbereitung, Sport zum Adrenalinabbau oder angstlösende Atemübungen. Nach meiner Erfahrung funktioniert das alles auch hervorragend. Es gibt aber etwas, dass uns, ähnlich der Konzentration auf hohen Mehrwert, eine besondere innere Power verleihen kann.

Das ist die Authentizität! Damit verschaffen Sie sich selbst Rückenwind und geben Ihrem Vortrag Charakter, setzen Ihren persönlichen Stempel auf.

Ich hatte mal einen sehr sympathischen, frischgebackenen Betriebsratsvorsitzenden als Teilnehmenden in einem Rhetorikseminar. Er dachte, es wäre seiner neuen Position angemessen, endlich hochdeutsch zu sprechen und möglichst gediegen zu formulieren. Um dieses Ziel zu erreichen, kontrollierte er seine Sprachproduktion sehr stark und zeigte allerlei Stresssymptome. Ab dem Moment, wo er sich sein sprachliches Lokalkolorit erlaubte, kam dann all das zum Vorschein, was diesen Mann als Redner besonders machte:
In seinem Fall - Witz, Spontanität und eine unverwechselbare Eigenart.

Nach meiner Erfahrung bringt jeder etwas Ureigenes mit, nur bleibt das oft auf der Strecke, während man vorrangig damit beschäftigt ist, keine Füllworte zu benutzen oder seine Körpersprache zu optimieren. Nicht, dass es verkehrt wäre, sich da zu verbessern.

Aber mehr Wirkung – auch nach innen - erzeugen Mehrwert und Authentizität!

Was macht Sie zum Original? Vielleicht können Sie komplizierte Sachverhalte leicht verständlich rüberbringen oder Sie haben eine bildhafte Sprache und können mühelos Bilder in den Köpfen Ihrer Zuhörer entstehen lassen.
Sie könnten Ihren Vortrag mit dem Ihnen eigenen Humor würzen oder andere mit Ihrem Temperament und Ihrer Lebendigkeit anstecken.

Machen Sie etwas Eigenes aus Ihrem Vortrag, etwas „Echtes“!

Wirkungsoptimierte Selbstdarsteller, haben wir doch schon in den Medien mehr als genug, oder? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen reichlich Gelegenheit, öffentlich zu sprechen!

Diesen Blogartikel gibt es hier auch als Video!

Über die Autorin:

Kerstin March ist Diplom-Psychologin, Dozentin und Coach. Sie hilft Unternehmen, psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren und Mitarbeiter nachhaltig fit zu machen. Ihr Blog und die kostenfreien Video-Coachings unterstützen Interessierte dabei, ihren Job mit mehr Kompetenz und Gelassenheit anzugehen!

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