Natürliche Autorität ausstrahlen!
Entscheiden Sie Statusspiele für sich: Teil 1
Hier geht es um den Status, der jede menschliche Kommunikation bestimmt. Einer dominiert, ein anderer gibt eher nach, der eine setzt sich durch, der andere passt sich an.
Ihr Status, wird in jeder Begegnung in jedem Moment immer wieder neu verhandelt. Nur, dass uns kaum bewusst ist, welche Signale wir senden oder wie stereotyp wir auf andere reagieren.
Dabei können Sie selbst bestimmen, wie Sie sich positionieren wollen, um Ihre Ziele zu erreichen. Vorausgesetzt, Sie kennen die Spielregeln!
Kategorien, wie Besitz oder Bildungsgrad definieren unseren sozialen oder gesellschaftlichen Status.
Je nach Zielsetzung nutzt Ihnen die smarte Rolex am Handgelenk aber nicht wirklich. Beispielsweise, wenn Sie im Job etwas durchsetzen müssen oder wenn Sie wollen, dass Ihre Mitarbeiter loyal sind und Ihnen folgen.
Hier ist entscheidend, wie Sie sich ihnen gegenüber verhalten. Und da kommt Ihr persönlicher Status ins Spiel.
Sie können sich sicher noch an Ihre Schulzeit und den einen oder anderen „Lehrkörper" erinnern. Der soziale Status war bei allen Lehrer: innen identisch, aber manche konnten ihre Position gegenüber den Schülern mit Leichtigkeit durchsetzen.
Andere nur durch Druck und Drohgebärden, wie „Ich trage Dich ins Klassenbuch ein."
Die Lehrer, die wir mochten, waren aber nicht die, denen wir auf der Nase herumtanzen konnten, sondern die, die so etwas besaßen wie natürliche Autorität. Diese Lehrer: innen waren sich ihres Status durchaus bewusst, haben das aber nicht ständig ausgespielt und vor sich hergetragen.
Das funktioniert so natürlich nicht nur in der Schule. Führungskräfte mit natürlicher Autorität führen sehr viel energiesparender und effizienter, als jemand, der meint, ständig demonstrieren zu müssen, dass er oder sie der Chef/die Chefin ist.
Schauen wir uns mal an, wie dieses Statusspiel gespielt wird, in welchem Status Sie bisher bevorzugt unterwegs sind und ob Sie Ihre Ziele vielleicht besser erreichen, wenn Sie etwas Neues ausprobieren und Ihren Status flexibler handhaben.
Wann immer wir mit anderen Menschen interagieren, manövrieren wir uns in eine bestimmte Position im Verhältnis zu unserem Gegenüber, immer – wenn nicht bewusst, dann unbewusst.
Sie fragen sich vielleicht, ob das nicht auch ausgeglichen geht. Theoretisch ja, aber wenn Sie sich diese Kommunikation „auf Augenhöhe“ dann auf einer Mikroebene anschauen, werden Sie feststellen, dass es in einzelnen Momenten durchaus Statuswechsel gibt, nur ist die Gesamtbilanz eher ausgeglichen. Jeder setzt sich mal durch und gibt auch mal nach.
Wie geht das jetzt aber mit der Positionierung? Und - will ich immer einen möglichst hohen Status haben?
Nein wollen Sie nicht, denn der Tiefstatus kann sehr nützlich sein!
Grundsätzlich können Sie sich merken:
- Der höhere Status bewirkt Distanz zum Gegenüber, er verschafft Ihnen Sichtbarkeit, Sie werden klar als Leader wahrgenommen, Sie beanspruchen Raum und Sie setzen sich durch.
- Der tiefere Status stellt Nähe her zum Gegenüber, verstärkt das Wir-Gefühl und zeigt Ihre Bereitschaft sich anzupassen. Sie stellen Beziehung her.
Je flexibler Sie sich zwischen beiden Statuspolen bewegen können, desto erfolgreicher können Sie auch unterschiedliche Beziehungen gestalten.
Mal ist es wichtig, im Hochstatus Grenzen zu setzen und klare Ansagen zu machen und mal kann es viel wirkungsvoller sein, auf Nähe zu setzen und in den Tiefstatus zu wechseln.
Wer beispielsweise versucht im anhaltenden Hochstatus durch eine Liebesbeziehung zu poltern, wird nicht wirklich eine erleben. Denn der Hochstatus setzt auf Durchsetzung und ist nicht auf Nähe aus.
Und die beziehungsorientierte Haltung zu anderen, also der Tiefstatus, ist auch im beruflichen Kontext wichtiger, als Sie vielleicht denken.
Wenn Sie Ihren persönlichen Status steuern wollen, müssen Sie zwei Wirkungsebenen unterscheiden.
- Ihren inneren Status: Ihre Gedanken, Gefühle und Einstellungen.
Was denken Sie über andere und – ganz wichtig - wie denken Sie über sich selbst? - Ihren äußeren Status: Mimik, Gestik, Stimme, Körperhaltung, Blickkontakt.
Also, wie treten Sie anderen gegenüber auf?
Ihr innerer Status:
Ihr innerer Status kann höher oder tiefer sein. Im höheren Status sind Sie eher Ich-bezogen unterwegs, im tieferen Status eher Du- oder Wir-bezogen.
Im höheren Status formulieren Sie gegenüber einem Mitarbeitenden vielleicht so:
- „Herr Müller, ich möchte, dass Sie den Kunden auf unser neues Produkt ansprechen!
Im tieferen Status würde das eher so klingen:
- „Wir sollten den Kunden auf unser neues Produkt ansprechen, Herr Müller. Übernehmen Sie das?"
Wer den höheren Status wählt, zielt ab auf Respekt und Anerkennung, beispielsweise als Führungskraft.
Der tiefere Status ist geprägt von dem Wunsch nach Zugehörigkeit und Verbindung.
- Im höheren Status bestärken Sie sich mit Gedanken, wie „ich bin wichtig, ich schaffe das, ich bin kompetent.“
- Im tieferen Status relativieren Sie sich oder werten sich sogar ab, beispielsweise denken Sie: „Ich bin auch nicht wichtiger als andere oder sogar, andere sind wichtiger und kompetenter als ich."
- Im Hochstatus finden sich auch eher Gedanken, die den Status des Gegenübers senken, wie: „Die anderen haben weniger Ahnung oder Erfahrung, ich bin hier Führungskraft und man möge einfach tun, was ich sage."
- Im inneren Tiefstatus dagegen zeigt sich die Tendenz andere aufzuwerten: „Der andere ist mir sowieso überlegen, besser ausgebildet oder sitzt am längeren Hebel.
- Wenn wir beide Pole mit einem Gefühl verknüpfen wollen, dann würde zum Hochstatus der Stolz passen und zum Tiefstatus die Dankbarkeit.
Haben Sie eine Tendenz entdeckt bei sich? Sie müssen nicht alle Gedanken einer Kategorie haben.
Sie können sehr unterschiedlich aufgestellt sein, je nachdem ob Sie sich auf berufliche oder private Situationen beziehen.
Oder Sie haben bestimmte Gedanken nur im Kontakt mit einer bestimmten Person oder nur in ganz bestimmten Situationen.
Versuchen Sie herauszufinden, wann sich welche Tendenzen zeigen, dann können Sie besser verstehen, warum manche Kontakte so laufen, wie sie laufen.
Ihr äußerer Status:
Auch dieser Äußere Status kann höher oder tiefer sein:
Im höheren Status beanspruchen Sie Raum für sich, im tieferen Status überlassen Sie dem anderen mehr Raum, das zeigt sich in Gesprächen beispielsweise durch die Redeanteile. Das Monologisieren ist also ein Verhalten, dass einen höheren Status signalisieren soll.
- Im Hochstatus nehmen wir uns viel Raum für stimmlichen Ausdruck, wir betonen, machen Sprechpausen, haben eine feste, manchmal auch laute Stimme.
- im Tiefstatus sprechen wir eher zurückgenommen, manchmal sogar sehr leise, zu schnell und eher monoton.
- Auch das Unterbrechen von anderen, gehört zum Hochstatusverhalten. Im tieferen Status geben wir ja dem anderen mehr Raum, d.h. wir lassen ihn aussprechen.
- Im äußeren Hochstatus grenzen wir uns ab, etwa durch viele Fremdworte oder Fachbegriffe, im äußeren Tiefstatus stellen wir Nähe her, indem wir uns auf die Sprache des Gegenübers einstellen.
- Im Hochstatus zeigen wir gerade Kopfhaltung, offensive Gestik und berühren uns eher nicht.
- im Tiefstatus ist der Kopf oft leicht geneigt, wir kneten vielleicht die Hände bei einer Rede und berühren unser Gesicht, während wir über den nächsten Satz nachdenken.
Erkennen Sie sich auch hier wieder?
Versuchen Sie herauszufinden, wann sich welche Tendenzen zeigen, um noch besser zu verstehen, warum sich bestimmte Situationen auf eine bestimmte Weise entwickeln. Sind Sie eher auf Durchsetzung gepolt oder lassen Sie sich von anderen leicht verunsichern?
Innerer und äußerer Status in Aktion:
Wir unterhalten also einen inneren und einen äußeren Status und beide können höher oder tiefer sein.
Kombinieren wir diese 4 Faktoren, dann ergeben sich 4 Möglichkeiten das Statusspiel zu spielen. Jede dieser 4 Kombinationen hat ihren eigenen Charakter und auch eine spezifische Außenwirkung.
- Im doppelten Hochstatus erkennen wir klassisches „Alpha-Verhalten"!
Dieses Auftreten dominiert jede Situation. Es geht vorrangig um eigene Sichtweisen und Ziele; andere und ihre Bedürfnisse werden eher ausgeblendet. Als Leader wahrgenommen zu werden ist wichtig, nach dem Motto:
„Es ist zwar schon alles gesagt worden, aber noch nicht von mir!“ - Wenn der Status innen hoch ist und außen tief, dann erleben wir ein diplomatisches Verhalten!
Man lässt sich vom Geschehen emotional nicht vereinnahmen, auch nicht von verbalen Angriffen, sondern grenzt sich klar ab und wahrt innerlich eine gewisse Distanz. Im Außen verzichtet man aber auf Dominanz, signalisiert Kooperationsbereitschaft und setzt auf gemeinsame Lösungen. - Wenn dagegen der Status innen tief ist und außen hoch, dann fühlt sich jemand innerlich unterlegen und machtlos. Nach außen wird versucht, das zu kompensieren, sein Gegenüber zu dominieren und sich auf der Statuswippe nach oben zu manövrieren.
Beispielsweise durch lautes, übergriffiges, trotziges Verhalten oder Drohgebärden.
Die 8-jährige, die ins Bett geschickt wird, könnte sagen:
„Okay, ich gehe ins Bett, aber ich werde nicht schlafen!
Ein Mitarbeiter, dem eine Gehaltserhöhung verweigert wird, sagt vielleicht:
„Okay, wenn das Ihr letztes Wort ist, dann mache ich hier eben nur noch Dienst nach Vorschrift."
Diese Statuskombination bietet übrigens nicht nur immer wieder Stoff für öffentlich-rechtliche Fernsehproduktionen, sondern findet sich auch reichlich in Unternehmen. - Im doppelten Tiefstatus zeigt sich empathisches Verhalten!
Bei diesem Verhalten stehen Zugehörigkeit und Harmonie ganz weit vorne. Man geht auf sein Gegenüber ein und lässt Nähe zu. Die Durchsetzung eigener Ziele rückt in den Hintergrund.
Was man hier leicht erkennt:
Der doppelte Hochstatus klingt gut, man ist in Feld 1 aber doch sehr eindimensional unterwegs.
Der doppelte Tiefstatus im Feld 4, überrascht mit seinem offensichtlichen Nutzen. Man zeigt sich empathisch, schafft Vertrauen und stellt Verbindung her.
Jetzt haben Sie das nötige Handwerkszeug, um zu analysieren, wie das Statusspiel in unterschiedlichen Situationen und von unterschiedlichen Menschen gespielt wird.
Beobachten Sie gern andere, aber achten Sie auch mal darauf, wann Sie selbst sich im Kontakt mit anderen wie in Ihrem Element fühlen oder wo Sie zu wenig Raum bekommen. Welche Situationen oder Menschen sind eine Herausforderung für Sie und wie verändern andere Ihren persönlichen Status?
Im nächsten Blogartikel erfahren Sie dann, wie Sie mit Statusflexibilität - je nach Situation, Ihre Ziele am besten erreichen.
Vor kurzem war ich bei einem Italiener zum Mittagessen. Parallel zum Genießen meiner Tagliatelle, höre ich am Nebentisch einen Mann permanent sprechen, nur ihn. Ich drehe mich um, um zu sehen, ob er vielleicht Selbstgespräche führt und sehe eine jüngere Frau, zu ihm über Eck sitzend; akustisch nicht anwesend.
Er verausgabte sich, unentwegt forsch gestikulierend und sie lächelte nur ganz höflich.
In welchen Statusfeldern die wohl unterwegs waren? Schade, dass wir die Anliegen der Beiden nicht kennen, sonst könnten wir darüber spekulieren, ob dieses Arrangement so zielführend ist oder eher nicht.
Also, ich denke ja, er versemmelt's! Was meinen Sie?