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Ist Ihre Stimme charismatisch?

Charisma ist nichts, was eine Stimme hat oder nicht hat!

Wir können uns eher eine Skala vorstellen, wo jeder eine bestimmte Ausprägung hat, die sich über den Tag aber auch verändert.
Beim „Moin“- Genuschel vor dem 1. Kaffee ist unser Charisma Faktor ein anderer als später beim Kundengespräch, wenn wir uns mehr ins Zeug legen.

Der Begriff Charisma kommt aus dem Lateinischen und bedeutete ursprünglich so etwas wie „Gnadengabe". Früher ist man davon ausgegangen, dass Charisma ein männliches Attribut ist und man diese Gabe besitzt oder eben nicht.

Heute arbeitet man lieber mit einem Skalenbegriff. Charisma setzt sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen, die wir in unterschiedlicher Ausprägung haben können. Ein zentraler Faktor dabei ist unsere Stimme.

Oliver Niehbur ist Stimmforscher und Professor an der süddänischen Universität in Sønderborg und er untersucht, was Stimmen charismatisch macht. Dazu hat er viele Menschen befragt und Folgendes festgestellt:

Stimmen, die diese besondere Wirkung auf uns haben, vermitteln uns vier zentrale Eigenschaften:

  1. Vertrauenswürdigkeit
  2. Ausstrahlung
  3. Kompetenz und
  4. Leidenschaft.

Zudem hat er festgestellt, dass wir diese Wirkung auf andere - durch stimmlichen Ausdruck – gezielt trainieren können.

Es gibt Forschung, die darauf hinweist.
Hier ein Beispiel!

In einer Untersuchung wurden Autofahrer und Autofahrerinnen mit einem Navigationsgerät durch eine Region gelenkt, die den Versuchspersonen eigentlich bekannt war. Die Navi-Stimme hat versucht, die Leute in die Irre zu führen, also falsch zu lenken.

Das Besondere war, dass die Navi-Stimmen wahlweise der Sprachmelodie von Steve Jobs oder Mark Zuckerberg nachempfunden waren. Steve Jobs Stimme gilt als charismatischer und die Leute sind tatsächlich dieser Stimme länger gefolgt, sogar in die falsche Richtung.

Am Ende wurden die Probanden befragt und sie berichteten: „die Stimme hat so überzeugend und kompetent geklungen, dass ich dachte, da könnte tatsächlich irgendwo eine Straßensperre, ein Stau oder sonst etwas sein."

Es gibt Hinweise darauf. Beispielsweise gibt es Studien aus den USA und Deutschland.

Man hat die Sendungen Shark Tank in den USA und die Höhle der Löwen hier in Deutschland im Nachhinein ausgewertet. Die spannende Frage:

Können wir nur aufgrund der stimmlichen Fähigkeiten der Jungunternehmer vorhersagen, wer am Ende Geld bekommt, in wen man investiert und in wen auch nicht?

In beiden Fällen war das Ergebnis erstaunlich. Ja, das funktioniert. Man kann nicht 100%ig voraussagen, wer den Zuschlag bekommt, aber mit bis zu 80% Genauigkeit.

Es ist ja auch nachvollziehbar: man investiert sein Geld lieber in kompetente, selbstbewusste, leidenschaftliche Menschen.

Ja, einige Faktoren werden durch unsere Physis bestimmt. Drei Körperregionen sind wesentlich:

Wie hoch die Stimme ist, hängt etwa von der Größe der Stimmlippen ab: je feiner und kürzer die Stimmlippen, desto höher die Stimme. Männer haben einen größeren Kehlkopf und damit auch kräftigere Stimmlippen, die langsamer schwingen und so einen tieferen Grundton produzieren.

Auch die Klangfarbe hängt von der Kopf- und Halsform ab – nämlich von der Größe und Form des Rachenraums, der Mund- und Nasenhöhle, von den Zähnen, der Zunge und den Lippen.

Stimmimitatoren zeigen aber auch, was durch Training alles möglich ist, wie stark man die eigene Sprechweise variieren kann. Beispielsweise wirkt sich die Körpergröße auch auf die Stimme aus:
Wenn wir eine Stimme hören, können wir die Körpergröße erstaunlich genau einschätzen.
Denn, mehr Körpergröße bedeutet meist auch mehr Resonanzraum und das macht die Stimme tiefer.

Mit einer guten Sprechtechnik können wir aber hochgewachsener klingen. Lächeln verkürzt den Resonanzraum, wir spreizen die Lippen und die Stimme rutscht nach oben. Wenn wir den Mund weiter öffnen und den Unterkiefer absenken, beispielsweise bei Vokalen, klingen wir tiefer.

Wenn Forscher den Charisma Wert einer Stimme bestimmen wollen, analysieren sie beispielsweise diese Faktoren:

Das ist zugegeben viel, aber all das, benutzen wir bereits täglich, nur eher unbewusst und von diesem und jenem zu viel oder zu wenig.

Im privaten Rahmen sprechen wir anders als im Business-Kontext und auf einer Bühne noch einmal anders.


Steve Jobs beispielsweise nutzte Töne in einem Spektrum von zwei Oktaven, er ging mit seiner Stimme variationsreich rauf und wieder runter, während Mark Zuckerberg eher monoton spricht und deshalb als weniger überzeugend und leidenschaftlich wahrgenommen wird.

Die Variation der einzelnen Faktoren ist entscheidend. Die charismatische Sprechweise braucht beispielsweise Höhen und Tiefen. Diese beiden verteilen wir auf verschiedene Bereiche der Sätze, die wir bilden:

Die charismatische Sprechweise gelingt aber nicht nur durch die perfekte Verteilung von Höhe und Tiefe, sondern auch durch die Wirkung von Pausen und die Betonung von Worten.

Da sich ein betontes Sprechen schlecht mit Worten beschreiben lässt, empfehle ich Ihnen mein Video zum Thema. Dort finden Sie Positiv- und Negativbeispiele zum Anhören und es gibt es auch konkrete Tipps, wie Sie die Ausstrahlung Ihrer Stimme gezielt verbessern können!

Viel Erfolg beim Üben!

Diesen Blogartikel gibt es hier auch als Video!

Über die Autorin:

Kerstin March ist Diplom-Psychologin, Dozentin und Coach. Sie unterstützt Führungskräfte dabei, wirkungsvoll zu kommunizieren und sich als Führungspersönlichkeit authentisch weiterzuentwickeln. Ihr Blog und die kostenfreien Video-Coachings unterstützen Interessierte dabei, ihren Job mit mehr Kompetenz und Gelassenheit anzugehen!

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