Typische Kommunikationsfallen, in die Sie nie mehr tappen wollen!
Manche kommunikative Angewohnheit führt leicht zur Eskalation. Hinter einer vordergründigen Unvereinbarkeit von Standpunkten verbirgt sich oftmals die Tatsache, dass man sich in Sachen Kommunikation ganz empfindlich auf die Füße getreten ist. Oft ist der Ursprung einer Eskalation so schwer zu erkennen, weil man sich bei der Ursachenforschung ausschließlich auf den Inhalt des Gespräches konzentriert. Dabei spielen Feinheiten im "Wie" der Kommunikation die entscheidende Rolle.
Tritt in einem Gespräch eine Partei beispielsweise belehrend oder zurechtweisend auf, so ist es sehr wahrscheinlich, dass der Gesprächspartner nicht mehr allein auf den Inhalt der Aussage reagiert. Die Beziehungsseite wird negativ berührt, denn offensichtlich weiß da jemand alles besser. Egal, ob jemand nun zum Gegenangriff bläst oder erst einmal „dicht macht“, an eine konstruktive Lösungsfindung ist erstmal nicht mehr zu denken.
Die Fähigkeit auf Andere nicht mehr reflexartig sondern vielmehr bewusst zu reagieren, bedeutet für Sie echte Souveränität und mehr Gestaltungsspielraum in Gesprächen.
5 typische Kommunikationsfallen:
Nr. 1: Das Verbessern
Jemanden in seiner Aussage zu verbessern führt in der Regel dazu, dass sich anschließend darüber gestritten wird, wer mit seiner Ansicht denn nun Recht hat oder nicht.
- „Das lief doch völlig anders ab.“
- „Sie haben da einen entscheidenden Aspekt vollkommen übersehen.“
- „Was erzählst du denn da? Stimmt überhaupt nicht ..."
Wie Sie diese Kommunikationsfalle umgehen:
- Günstiger ist die Formulierung von Ich-Botschaften. Statt: „Das lief doch völlig anders ab" können Sie beispielsweise kontern: „Ich habe den Verlauf ein wenig anders in Erinnerung. Für mich geschah zuerst das … und dann …“.
Nr. 2: Das Belehren
Diese Art der Rhetorik wird zu einer empfindlichen Störung im Gespräch führen, da sich nun der Gesprächspartner einem Besserwisser gegenüber sieht, der als Dozent oder Lehrer auftritt. Typische belehrende Aussagen sind:
- „Stellen Sie sich nur einmal vor, es wäre…“
- „Ich verstehe garnicht, wo ihr Problem liegt".
- „Wieso sind Sie darüber so verwundert? Es war doch deutlich abzusehen…“
Wie Sie diese Kommunikationsfalle umgehen:
- Jemand, der einen anderen belehrt, gibt sich irgendwie überlegen. Fragen Sie lieber interessiert nach: „Wo genau sehen Sie das Problem?".
- Werden Sie von jemand anderem belehrt, bleiben sie ganz entspannt: "Ich erläutere Ihnen gerne, was ich als problematisch ansehe ..." oder „Ab welchem Zeitpunkt war für Sie abzusehen, dass…?
Nr. 3: Das Bagatellisieren und nicht ernst nehmen
Ein Thema kann im Team nur gemeinsam gelöst werden, wenn alle Sichtweisen respektiert und angehört werden. Oft fehlt es allerdings an Verständnis für eine Position, die nicht der eigenen entspricht. Einwände werden bagatellisiert und als unwichtig abgetan. Mancher reagiert darauf mit Vehemenz und Empörung, andere verschließen sich innerlich und steigen mental und emotional aus. Beides taugt wenig für die weitere Lösungsfindung.
- „Warum legen Sie auch alles so auf die Goldwaage. Das war doch nur ein Scherz.“
- „Was für eine Lappalie! Und darüber regen Sie sich auf?"
- „Also, ich frage mich, ob wir nichts Wichtigeres zu tun haben!“
Wie Sie diese Kommunikationsfalle umgehen:
- Werten Sie die Sichtweise anderer nicht ab. Vermutlich gibt es auch bei Ihnen sensible Themen, bei denen Sie Worte selbst genauso auf die Goldwaage legen. Manchmal ist es etwas mühsam, sich mit der Sichtweise einzelner zu beschäftigen, aber es lohnt sich. Ein konstruktives Miteinander ist anders nicht zu haben.
- Sollten Sie selbst mit Ihrer Meinung nicht ernstgenommen werden, so sprechen Sie das offen an: „Für mich ist das keine Lappalie, im Gegenteil, denn ich sehe das so ...".
Nr. 4: Das Verallgemeinern von Verhaltensweisen
Bei Ihren Formulierungen zur Beschreibung einer Person finden sich Zuschreibungen wie „immer", „nie" oder „typisch"? Dann können Sie davon ausgehen, dass Sie gerade stark verallgemeinern. Nahezu jeder fühlt sich dabei ungerecht behandelt und wehrt sich - zurecht!
- „Nie haben Sie Ihre Unterlagen komplett!“
- „Immer kommen Sie unpünktlich!“
- „Typisch, das war ja klar, dass Sie wie üblich …!
Wie Sie diese Kommunikationsfalle umgehen:
- Konkretisieren Sie Ihre Beobachtungen! „Mir ist aufgefallen, dass Sie auch gestern …“. Fordern Sie auch von anderen Konkretisierungen und Beispiele ein!
- In Feedbackgesprächen kann man noch einen Schritt weitergehen und auch das gewünschte Verhalten konkretisieren: „Gerade gestern hätte ich mir gewünscht, dass …“.
Nr. 5: Der "persönliche Angriff"
Gemeint sind hier Formulierungen, die es nur darauf anlegen, ein Gegenüber herabzuwürdigen und zu verletzen. Wenn das passiert, ist die Eskalation schon so weit fortgeschritten, dass ein respektvoller Umgang erstmal nicht mehr in Reichweite ist.
- „Sie sind doch vollkommen unfähig!“
- „Sind Sie eigentlich bescheuert?“
- „Sie blöde(r) …!“
Wie Sie diese Kommunikationsfalle umgehen:
- Wenn Sie merken, dass Sie innerhalb einer Diskussion wirklich sauer werden, brechen Sie ab, bevor Sie destruktiv werden. Das lässt sich auch genauso formulieren: „Bevor ich etwas sage, was mir später leid tut, breche ich die Diskussion jetzt hier ab. Ich gehe mich erstmal sammeln ...".
- Sollten Sie der Angegriffene sein, setzen Sie klar Grenzen: „Sie greifen mich gerade persönlich an, ich werde das Gespräch mit Ihnen deshalb jetzt abbrechen….!“ oder weniger formell und sehr direkt: „Auf dem Niveau, nicht mit mir!“ Der Andere weiß in der Regel, worauf Sie sich beziehen.
- Beziehen Sie auch non-verbal Position: Stellen Sie Blickkontakt her, wechseln Sie je nach Situation die Körperhaltung, stehen Sie aufrecht, falls Sie sitzen, stehen Sie auf.